Zur Literatur von Bernhard Schlink

In “Der Vorleser”  behandelt Schlink die Strafverfolgung von NS-Verbrechern, wodurch das Buch in Deutschland deswegen auch als Schullektüre gelesen wird. Zu Beginn der Geschichte steht die Liebesbeziehung zwischen Michael Berg und der 21 Jahre älteren Hannah Schmitz im Vordergrund. Aus der Sicht des Protagonisten tauchen die Leserinnen und Leser in die erotische Beziehung des ungleichen Paares ein. Hannah ist Analphabetin, Michael noch Schüler, bei ihren gemeinsamen Treffen liest er ihr aus Büchern vor. Als Michael Jahre später als Jurastudent an einem Gerichtsprozess gegen Wärterinnen eines Konzentrationslagers teilnimmt, erkennt er Hannah als Angeklagte wieder. Erzählt wird die Geschichte in einer Rückblende aus den 1990er-Jahren. 

Vor Herausgabe dieser Geschichte hatte Schlink bereits eine Kriminalroman-Trilogie um den Privatdetektiv Gerhard Selb geschrieben, die sich durch raffinierte Handlungen und humorvolle Dialoge auszeichnet.  Schon in diesen Werken werden politisch und geschichtlich bedeutende Themen in die Handlung verwoben. Meistens behandelt der Autor, welcher viele Jahre als Richter am Verfassungsgericht arbeitete, juristische Thema, vor allem die Gerechtigkeit macht einen Schwerpunkt in seinen Werken aus. 

In den „Selb-Romanen“ erweist sich das Gesetz als ungeeignet, um lange zurückliegende Taten zu verurteilen. In „Der Vorleser“ geht es auch um die Frage nach der Bestrafung einer Tat, die in einem anderen Rechtssystem begangen wurde.